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Interview mit Luisa Lange von Ethius Invest

Wer ist Ethius Invest genau? Welche Dienstleistungen bietet das Unternehmen an? Luisa Lange: Ethius Invest ist ein Schweizer Vermögensverwalter, der ein Spezialanbieter für nachhaltige Aktienanlagen ist. Unsere Anlagen werden allesamt aktiv gemanagt und während der gesamten Investitionslebensdauer werden unsere Fondsunternehmen auf nachhaltig anhaltende Geschäftspraktiken geprüft. Das bedeutet, die Aktionärsrechte unserer Kundinnen und Kunden nehmen wir treuhänderisch und systematisch wahr. Dabei stehen Nachhaltigkeitsthemen in der Unternehmensanalyse stets im Fokus, denn hier hat Ethius seine Kernkompetenz. Wir mengen demnach unsere nachhaltigen Anlageprodukte keinem fremden Kerngeschäft bei, sondern konzentrieren uns ausschließlich darauf, verantwortungsvoll zu investieren. Wer sind Ihre Kunden/-innen? Ab welchem Vermögens-Volumen kann ich bei Ihnen Kunde/-in werden? Kann jeder/jede Privatanleger/-in in diesen Fonds investieren? Luisa Lange: Nachdem wir lange Zeit ausschließlich Produkte für vermögende Privatpersonen angeboten haben, haben wir seit 1. März 2021 einen Publikumsfonds erfolgreich aufgelegt. Er ist für alle Privatanlegerinnen und Privatanleger unabhängig der Vermögensgröße in Deutschland und der Schweiz erhältlich und bietet tägliche Liquidität durch den Börsenhandel an der Börse Hamburg und der Schweizer Börse SIX. Der Ethius Global Impact Aktienfonds ist ab einer Investition von 100 € bei fast jeder Bank erwerbbar und darüber hinaus auch sparplanfähig. Ethius ist demnach Fondsinitiator des Ethius Global Impact Fonds, könnten Sie uns diesen näher vorstellen? Welchen Nachhaltigkeitsansatz hat dieser Fonds?


Luisa Lange: Ethius kombiniert in diesem Fonds einen altbewerten Anlageansatz mit einem sehr fortschrittlich innovativen Nachhaltigkeitsansatz. Daher entspricht der Fonds auch einem Anlageprodukt nach Artikel 9 der neuen EU Offenlegungs-Verordnung (SFDR). Am besten lässt sich der Fonds anhand drei Bausteinen erklären, aus denen er sich zusammenstellt:


1. Baustein: Aktienanlage Der altbewährte Ansatz wird in der Titelselektion angewendet. Hier orientieren wir uns an dem Global Challenges Index (GCX), der seit 13 Jahren Aktien anhand zukunftsgerichteten und nachhaltigen Unternehmenskriterien erfolgreich auswählt. Der GCX ist konstant sehr profitabel und selektiert in breit gefächerte und wohl diversifizierte Sektoren. Für die Auswahl der Unternehmen für den GCX ist entscheidend, inwiefern sie sich aktiv den sieben großen globalen Herausforderungen stellen.


Die sieben Handlungsfelder sind im Einzelnen:

►die Bekämpfung der Ursachen und Folgen des Klimawandels,

►die Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung mit Wasser,

►ein nachhaltiger Umgang mit Wäldern,

►der Erhalt der Artenvielfalt,

►der Umgang mit der Bevölkerungsentwicklung,

►die Bekämpfung der Armut sowie

►die Etablierung von Governance-Strukturen.

2. Baustein: Aktive Wahrnehmung von Teilhaberrechten Mit einem individuellen Stimmrechtskatalog stellt Ethius systematisch pointierte Fragen vor einer jeden Hauptversammlung an die Fondsunternehmen, um die ESG-Anforderungen der Investorinnen und Investoren zu verdeutlichen. Eine Nichtentlastung einzelner relevanter Tagesordnungspunkte auf Hauptversammlungen ist demnach keine Seltenheit, wenn zum Beispiel das Unternehmen auf fundierte Weise Kontroversen in intransparenten Lieferketten aufweist oder nicht nachweislich ambitionierte Klimaziele gesetzt hat.

Im Dialog mit den Unternehmen thematisiert Ethius darüber hinaus auf Grundlage des internen Nachhaltigkeitsresearchs allfällige Kontroversen, die im Austausch mit NGOs über das Unternehmen geschildert werden. Denn selbst bei unseren Fondsunternehmen die nachweislich besonders nachhaltigen Geschäftsmodellen nachgehen, liegen manchmal Kontroversen in den Geschäftspraktiken vor. Diese zu adressieren unterliegt auch der Verantwortung der Shareholder im Rahmen einer nachhaltigen Investition.


3. Baustein: Leistung einer Verantwortungsgebühr Mit der Gründung einer Stiftung haben wir entschieden, 15% unserer laufenden Umsätze aus der Verwaltungsvergütung in eine Stiftung zur Unterstützung nachhaltiger Projekte systematisch abzugeben. Wir schlagen somit die Brücke vom klassischen Finanzplatz zum Sozialunternehmertum. Durch die Ethius Stiftung wird gesellschaftliche positive Wirkung als Teil des Geschäftsmodells integriert und ein aktiver Beitrag zur Reduzierung des «SDG Financing Gap» geleistet.


Warum wurde die Ethius Stiftung also gegründet und was ist ihre Aufgabe? Luisa Lange:Die Stiftung ist dafür gegründet worden, unsere Verantwortungsgebühr zielgenau da einzusetzen, wo sie eine effektive Wirkung jenseits des Investitionsobjekts im Fonds erreicht. Über die Vergabe der Mittel in der Stiftung entscheidet ein unabhängiger Expertenbeirat, der eigens für die Stiftung gebildet wurde. Biodiversität, Trinkwasser, Entwaldung, Bevölkerungsentwicklung, Armut und Klimawandel stehen hier als Förderkriterium ebenfalls im Fokus der internationalen Förderprojekte.


Glauben Sie, dass Frauen anders investieren? Wieso? Luisa Lange: Ich bin überzeugt, dass Frauen anders investieren. Ich stelle eine Tendenz fest, dass sie Risikofaktoren anders einschätzen und Nachhaltigkeitskriterien stärker in ihrer Anlageselektion gewichten. In dem Dialog mit unseren Kundinnen ist auffällig, dass unser stringenter multidimensionaler Nachhaltigkeitsansatz daher besonders geschätzt wird. Vor allem einen gesellschaftlichen Beitrag neben der eigenen finanziellen Rendite zu erreichen, wird von Frauen besonders als zusätzlicher Gewinn anerkannt.


Glauben Sie, dass wir Menschen das 1,5 Grad-Ziel schaffen werden? Luisa Lange: Nein, leider deuten weltweit überzeugende Daten und Szenarien von Klimawissenschaftlern darauf hin, dass wir dieses Ziel nicht erreichen werden. Bis heute schaffen wir es nicht, den Verbrauch fossiler Brennstoffe ausreichend drastisch zu reduzieren. Gleichzeitig ist die Weltbevölkerung stetig am steigen und immer mehr Gesellschaften nehmen einen Modus an, indem es erstrebenswert scheint, ein ständig steigendes Konsumverhalten zu erreichen und die individuelle Reichweitenausdehnung stetig zu maximieren.


Welche Vorteile hat das nachhaltige Investieren gegenüber dem konventionellen Investieren? Luisa Lange: Der Begriff nachhaltiges Investieren ist mit Vorsicht zu genießen, denn er ist absolut nicht aussagekräftig und jeder Marktteilnehmer definiert ihn unterschiedlich.

Wir bei Ethius sehen den Vorteil in der Erzielung doppelter Renditen: zum einen eine finanzielle Rendite für die Investorinnen und Investoren z.B. durch eine Investition in unseren Fonds und zum anderen eine positive gesellschaftliche Wirkung durch unser Engagement und unsere Umsatzabgabe.

Zudem schließt man Risikosektoren automatisch im Anlageentscheid aus, die nicht zukunftsfähig sind, da sie einer nachhaltigen Entwicklung im Weg stehen und somit Gefahr laufen zu sog. „Stranded Assets“ (gestrandete Vermögenswerte) zu mutieren.

Es bietet aber auch einen Beitrag zu einem weiteren persönlichen Vorteil: Zukunftsoptionen erhalten. Erhaltung von Biodiversität oder sauberen Trinkwasser, bedeutet die Erhaltung von Lebensqualität. Es gibt Unternehmen, die mehr oder weniger verantwortungsvoll damit umgehen. Wir als Investorinnen und Investoren haben die Wahl, welche Geschäftsmodelle und Geschäftspraktiken wir mit unserem Kapital stärken wollen.






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