Oh, dieses Buch ist erschütternd. Aber auch so gut! Es handelt davon, wie die Politik Frauen seit Jahrzehnten verrät, nicht ernst nimmt und im Regen stehen lässt. Die Autorinnen Susanne Garsoffky und Britta Sembach kritisieren, dass die deutsche Sozialpolitik immer noch nicht in der Gegenwart angekommen sei. Sie definieren sieben "Stoplersteine" für Frauen:
Altersarmut ist weiblich.
Das Steuerrecht unterstützt immer noch Alleinverdiener-Ehen.
Wenn die Ehen scheitern, bestraft das Scheidungsrecht Fürsorgearbeit regelrecht.
Die Vereinbarkeit ist eine Lüge. Der Spagat zwischen Familie und Beruf war und ist nie zu schaffen.
Der "neue" Mann ist ein Mythos oder zumindest ein relativ seltenes Exemplar.
Pflege ist immer noch meistens Privatsache.
Wir sind die erste Frauengeneration, die mit dem Gedanken aufgewachsen ist, wir könnten alles genauso gut wie Männer, uns stehe die Hälfte von allem zu und Gleichberechtigung sei selbstverständlich. Werden wir Mutter ist es schneller mit der Gleichberechtigung vorbei, als wir gucken können.
Dieses Buch sollte jede Frau lesen, die darüber nachdenkt, demnächst zu heiraten, oder Kinder zu bekommen. Denn es macht klar: Frauen, die Fürsorgearbeit übernehmen, bekommen von der Gesellschaft als Gegenleistung nichts, null, nada, niente.
Aber auch für alle anderen Frauen ist das Buch geeignet. Die Autorinnen erzählen, wie es dazu kommt, dass die Renten der Frauen nur halb so hoch sind wie die der Männer. Sie beschreiben das neue Unterhaltsrecht als "Frauen-Wegwerf-Gesetz" und kritisieren, dass Männer bei einer Scheidung kaum noch zu Unterhalt verpflichtet seien. Sie erklären Altersdiskriminierung in der Wirtschaft, die so dreist sei, dass wir Frauen es nie für möglich gehalten hätten.
Das Buch endet mit dem starken Plädoyer, dass Frauen endlich selbstbewusster und fordernder auftreten müssten. Im Kapitalismus werde die Reproduktionsarbeit vollständig ins Private verschoben und das zerstöre das finanzielle Leben vieler Frauen. Daher sei es nun dringend an der Zeit, dass Frauen laut und deutlich sagen, was sie wollen - nämlich eine neue Politik für Frauen und deren Lebensrealitäten.
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